Neuntklässler mit Hamburger Ausbildungspreis 2016 ausgezeichnet
Industriedesignerin, Auslandskorrespondentin, Biologie-Laborantin, Dolmetscherin – keine auf den ersten Blick naheliegenden Berufs- und Karrierewege und doch konkrete Wünsche der Hamburger Schülerinnen und Schüler aus 9. Klassen, die eine Auszeichnung im Rahmen des 3. Hamburger Ausbildungspreises erhalten haben. Fünf Gewinnerinnen und zwei Sonderpreisträger erhielten insgesamt ein Preisgeld in Höhe von 16.500,- Euro, das sie für ihren beruflichen Werdegang verwenden können.
Die Verleihung des Hamburger Ausbildungspreises fand am 19. Juli 2016 im Elb-Panorama, in der 20. Etage des Atlantic Hauses statt. In festlich-fröhlicher Runde, begleitet von herrlichstem Sonnenschein und mit bestem Blick auf Hamburg und den Hafen kamen rund 80 Schülerinnen und Schüler mit ihren Eltern sowie Freunde und Förderer des Ausbildungspreises zusammen. Initiatorin und Stifterin des Ausbildungspreises ist die Hemshorn-Stiftung in Kooperation mit dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI Hamburg) und der A und O Stiftung.
2016 haben die beteiligten Kooperationspartner den Ausbildungspreis zum dritten Mal ausgeschrieben. Er richtet sich an Hamburger Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse – vor allem an Schulen aus sozial-benachteiligten Gegenden. Denn viele Neuntklässler wüssten noch nicht, welchen Berufsweg sie anstreben möchten. Oftmals gäben die Eltern oder die unmittelbare Umgebung Berufe vor, so die Initiatoren. Mit dem Hamburger Ausbildungspreis wollen sie junge Menschen bestärken, ihren Lebensweg selbst zu bestimmen und ihre Ziele konsequent zu verfolgen.
Um die jungen Menschen anzusprechen, hielt die Projektleiterin des Hamburger Ausbildungspreises Nicola Hemshorn-Bowen Anfang des Jahres an ausgewählten Hamburger Schulen Vorträge zu den Themen „Was ist Glück“, „Wie entsteht Erfolg“ und „Selbstverantwortung“. Neben dem Aufruf zur Wettbewerbsteilnahme sollten diese Vorträge möglichst viele Schülerinnen und Schüler dafür begeistern, sich intensiv mit der Berufswahl zu beschäftigen – egal welchen Bildungsabschluss sie anstreben und unabhängig davon, ob sie eine Ausbildung oder ein Studium machen wollen – und die eigene Vision fürs Leben zu finden.
Persönlichkeitsentwicklung und Berufsziel erarbeiten
Drei Monate lang arbeiteten die teilnehmenden Jugendlichen an den umfangreichen Wettbewerbsunterlagen. Sie beschäftigten sich mit Werten und Rechten unserer Gesellschaft, Bildung und Ausbildung sowie mit ihrem eigenen Engagement. Insgesamt 65 Schülerinnen und Schüler haben die Unterlagen komplett bearbeitet und eingereicht. Die Teilnehmenden mit den besten Ergebnissen mussten sich vor wenigen Wochen mit einer eigenen Präsentation der fachlichen Jury stellen, die im Anschluss zehn Finalisten auswählte.
Die Gewinner des 3. Hamburger Ausbildungspreises
Aus der Reihe der Finalisten durfte sich Lynn Charlin Steder (15) über den ersten Preis in Höhe 5.000 Euro freuen. Der zweite Preis, mit 4.000 Euro dotiert, ging an Ivana Brdar (15). Den dritten Preis in Höhe von 3.000 Euro erhielt Nicole Hoffmann (15), den vierten Preis mit 2.000 Euro Nathalie Puschmann (15). Den fünften Preis, verbunden mit 1.000 Euro, bekam die erst seit drei Jahren in Deutschland lebende Ukrainerin Alona Ivanchenko (15). Außerdem vergab die Jury einen Sonderpreis in Höhe von 500 Euro an die 14-jährige Manroop Bamrah für „eine außergewöhnliche persönliche Entwicklung während des Wettbewerbs“ und mit einem Ehrenpreis über 1.000 Euro würdigte die Jury den „außergewöhnlichen Lebensweg“ von Daniel Schmidt. Die Finalisten, die nicht unter den Preisträger waren, bekamen als Anerkennung für ihre Leistung eine Urkunde verliehen.
Preisgeld, Mentorships, Coachings und Förderseminare
Die Preisgelder der Gewinnerinnen und Gewinner legt die Hemshorn-Stiftung bei der Partnerbank an. Die jungen Menschen dürfen sie für schulische bzw. Ausbildungszwecke einsetzen, beispielsweise für eine Sprachreise oder einen Englischkurs. Darüber hinaus warten auf die Gewinner und Finalisten Mentorenschaften, Coachings und Förderseminare.
Die 15-jährige Lynn Charlin Steder, Schülerin vom Gymnasium Süderelbe, freute sich riesig über ihre Auszeichnung. Sie will das Preisgeld nutzen, um ihrem Berufswunsch näherzukommen: „Ich möchte Geschichte studieren und Journalistin werden, um Menschen auf Missstände hinzuweisen und ihnen dabei zu helfen, sich eine eigene Meinung zu bilden“, so die stolze Gewinnerin. Zur Teilnahme am Wettbewerb hat sie bewogen, neben der möglichen finanziellen Unterstützung auch Hilfe etwa bei Suche nach einem Praktikumsplatz erhalten zu können oder auch Ansprechpartner für den weiteren Ausbildungsweg bzw. das Studium zu haben.
Nach der Preisverleihung zog auch Nicola Hemshorn-Bowen ein positives Fazit: „Wir konnten mit dem Wettbewerb viele Schülerinnen und Schüler glücklich machen und ihnen helfen, eine klarere Vorstellung von ihrer Zukunft zu bekommen. Es ist ein wunderbares Gefühl, junge Menschen in dem zu bestätigen, was sie sind, und ihnen das Rückgrat zu stärken – besonders auch denjenigen, deren Eltern vielleicht nicht über die nötigen finanziellen Mittel für die gewünschte Ausbildung verfügen. Und es ist schön zu sehen, wie sie nun mehr im Leben erreichen wollen.“
Wie zielgerichtet die Gewinnerinnen und Gewinner ihr Preisgeld einsetzen können, zeigte an dem Abend Timo Graudegus, Gewinner des Ausbildungspreises 2014. Er präsentierte einen Videofilm, den er über die diesjährigen Finalisten erstellt hat. Mit seinem Preisgeld konnte er sich einen Computer und Software anschaffen, um mit dem Equipment nun Filme professionell produzieren zu können.
3 Millionen junge Menschen in Deutschland wünschen sich mehr Perspektiven
Noch immer schaffen sechs Prozent der Schülerinnen und Schüler eines Jahrgangs ihren Abschluss nicht, weil sie keine Vorstellung von ihren beruflichen Möglichkeiten haben. Das belegt die diesjährige Datenreihe „Schulen auf einen Blick“ des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden. Laut einer aktuellen Befragung des deutschen Kinderhilfswerkes sind drei Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland von Armut betroffen und wünschen sich mehr Zukunftsperspektiven.
Daher sieht Nicola Hemshorn-Bowen großen Bedarf an unterstützenden Aktionen wie dem Ausbildungspreis: „Es ist uns wichtig, Perspektiven zu eröffnen, Hemmschwellen herabzusetzen, den Blickwinkel zu erweitern, einzuladen, das eigene Leben bewusst zu gestalten und Mut dafür zu machen.“ Ihr Appell an künftige Neuntklässler: „Macht mit, es lohnt sich! Alle Finalisten haben im Nachhinein gesagt, sie seien sehr froh, am Wettbewerb teilgenommen und Zugang zu anderen Themen und Perspektiven bekommen zu haben.“
Einzelförderung für junge Menschen
Die Lothar & Ingrid Hemshorn Stiftung vergibt Stipendien und fördert Bildungsprogramme. Stifter Lothar Hemshorn bekam als junger Mann selbst keine Unterstützung und hatte keine Chance zu studieren. Er nahm sich vor, wenn er seine beruflichen Ziele erreichen würde, sich für andere einzusetzen. Zusammen mit seiner Ehefrau gründete er 1998 die Hemshorn-Stiftung, um jungen Menschen bei Bildungsmaßnahmen, Ausbildung und Studium zu helfen. Seit 2014 gibt es zudem den Hamburger Ausbildungspreis. „Wir machen sehr gern und sehr viel Einzelförderung. Das ist selten in Deutschland. Wir möchten Jugendlichen die Chance geben, ihre Potenziale zu entfalten und begleiten sie, bis sie in den Berufsalltag oder das Studium einsteigen können“, so Ingrid Hemshorn, Präsidentin der Hemshorn-Stiftung.
Weitere Informationen: www.hamburgerausbildungspreis.de
von Tanja Königshagen
Quelle: www.business-on.de